МОСКВА, ЕВАНГЕЛИЧЕСКО-ЛЮТЕРАНСКАЯ ОБЩИНА СВВ. ПЕТРА И ПАВЛА
19 Мая 2013 года

19. Mai 2013 Pfingsten


4. Mose/Numeri 11,11-12,14-17,24-25

Перевод: Проповедь на День Пятидесятницы

Die Gnade und der Friede Gottes, des Vaters, und unseres Herrn Jesu Christi sei mit euch allen. Amen

Brüder und Schwestern,

die Losung für den heutigen Tag steht beim Propheten Sacharja 4,6: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth“. Lasst uns darüber nachdenken. Der Prophet Sacharja, der gemeinsam mit Serubbabel, dem Nachkommen des Königs David, aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkehrte, begann sehr früh zu prophezeien. Im Bestreben, die Gefangenen in ihre alte Heimat zu entlassen und damit aus den früheren Feinden Babylons Verbündete zu machen, hatte der Perserkönig Kyrus den jüdischen Fürsten und Führer des israelischen Volkes Serubbabel zum obersten Verwalter des Gebietes Judäa gemacht. Außerdem beauftragte er Serubbabel damit, die heiligen Gefäße, die seinerzeit vom babylonischen König Nebukadnezar während der Zerstörung des salomonischen Tempels und Jerusalems geraubt worden waren, nach Jerusalem zurück zu bringen. Das war ein genau berechneter politischer Schachzug und keineswegs nur eine großzügige Geste. Die kostbaren Gefäße wurden heil nach Jerusalem gebracht, aber sie konnten nirgends untergebracht werden. Der wunderbare Tempel lag in Ruinen. Deshalb sorgte sich Serubbabel um die Wiedererrichtung des Tempels und die Wiederaufnahme der Gottesdienste darin. Der Prophet Sacharja half ihm dabei; er munterte das Volk auf und rief die Leute mit den Worten der Schrift zu aktiver Teilnahme an diesem Bauvorhaben auf. Dabei nennt Sacharja Gott „den Herrn Zebaoth“, d.h. den Herrn der Streitkräfte, und hat dabei die riesigen geistlichen Kräfte im Blick, „die Streitkräfte, die in der Höhe aufmarschiert sind“, und die er den irdischen Königen auf der Erde gegenüber stellt. Man kann sagen, dass zu jener Zeit die Juden sehr auf die persönliche Kraft und das Eintreten Gottes mit seiner ungezählten Armee himmlischer Kräfte hofften, die tatsächlich imstande waren, sie vor den vielen Feinden zu schützen, welche sich wieder und wieder bemühten, das auserwählte Volk zu versklaven. Und hier spricht der Prophet plötzlich davon, dass es für diesen Gott genügt, ihnen nur mit seinem Geist zu helfen!?! Geist – und nicht Armee und nicht Gewalt? Schwer war es für sie, das zu glauben, denn sie konnten das sichtbare Herniederkommen des Heiligen Geistes auf den Menschen nicht sehen, welches sehr viel später stattfand. Sie sahen nicht den Geist, der die Kräfte und Gedanken der Menschen verändern konnte. Aber von dem Geist Gottes, dem Heiligen Geist, war dem Volk Israel schon oft gesprochen worden.

Wir hören aus dem 11. Kapitel des 4. Buches Mose/Numeri:

Mose sagte zum Herrn: „Warum tust du mir, deinem Diener dies alles an? Womit habe ich es verdient, dass du mir eine so undankbare Aufgabe übertragen hast? Dieses Volk liegt auf mir wie eine drückende Last. Schließlich bin ich doch nicht seine Mutter, die es geboren hat! Wie kannst du von mir verlangen, dass ich es auf den Schoß nehme wie die Amme den Säugling und es auf meinen Armen in das Land trage, das du ihren Vätern zugesagt hast? Ich allein kann dieses ganze Volk nicht tragen, die Last ist mir zu schwer. Wenn du sie mir nicht erleichtern willst, dann hab wenigstens Erbarmen mit mir und töte mich, damit ich nicht länger diese Qual ausstehen muss.“ Der Herr antwortete Mose: “Versammle 70 angesehene Männer aus dem Kreis der Ältesten Israels, die sich als Aufseher bewährt haben, und hole sie zum heiligen Zelt. Dort sollen sie sich neben dir aufstellen. Ich werde herabkommen und mit dir sprechen und werde von dem Geist, den ich dir gegeben habe, einen Teil nehmen und ihnen geben. Dann können sie die Verantwortung für das Volk mit dir teilen, und du brauchst die Last nicht allein zu tragen. Mose ging hinaus und teilte dem Volk mit, was der Herr gesagt hatte. Er versammelte 70 Männer aus dem Kreis der Ältesten Israels und stellte sie rings um das Zelt auf. Der Herr kam in der Wolke herab und redete Mose an. Er nahm einen Teil des Geistes, den er Mose gegeben hatte, und gab ihn den 70 Ältesten. Als der Geist Gottes über sie kam gerieten sie vorübergehend in ekstatische Begeisterung wie Propheten.

Mögen eure Herzen diese Worte aufnehmen. Amen

Brüder und Schwestern!

Im Leben eines Menschen geschieht es hin und wieder, dass er Anführer oder Organisator sein, die Last der Leitung auf sich nehmen muss. Das kann die Gründung einer kleinen Initiativgruppe sein, wie zum Beispiel die Gruppe, die den Raum für unsere Gottesdienste vorbereitet, oder die Gruppe, welche alte und kranke Gemeindeglieder besucht. Das kann die Gründung einer neuen Firma oder Erzeugungsstätte sein. Oder aber die Organisation einer Bank oder einer politischen Partei. Und im religiösen Leben, in der Geschichte der Kirche, gibt es viele Beispiele herausragender Leute. Anführer und Leiter gibt es nicht nur in rechten, sauberen Angelegenheiten. Leider trifft man viele auch in kriminellen, sündhaften Dingen. Aber was bringt einen Menschen in eine führende Rolle? Was ist es, das ihn zum Führer macht? Charakter? Ehrgeiz? Ziel? Neid? Machtgier? Oder vielleicht besondere Fähigkeiten? Man kann mit Sicherheit sagen, dass alle angeführten Eigenschaften das Charakterbild eines Menschen zeichnen können, der zum Führer gemacht wurde oder sich selbst in diese Rolle begeben hat.

Der Prophet Mose war von Geburt an für eine besondere Rolle bestimmt. Denn er wurde zu einer Zeit geboren, als der ägyptische Pharao angesichts der wachsenden Zahl von Juden im Lande den Befehl gab, alle jüdischen Knaben zu töten. Aber Gott hielt seine Hand über den neugeborenen Mose, und die Tochter des Pharao fand das Kind, in einem Körbchen versteckt im Schilf am Flussufer. Sie adoptierte den Knaben, erzog ihn nach ägyptischem Brauch und führte ihn in die höheren Gesellschaftsschichten ein. Später bewahrte Gott Mose vor Verfolgung, als dieser in Verteidigung eines jüdischen Landsmannes einen Ägypter tötete. Gott gewährte ihm ein gutes Familienleben. Aber als die Israeliten, die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs zu Gott riefen, dass er sie von der Sklaverei und Gefangenschaft befreie, rief dieser Mose zum Dienst und machte ihn zum Anführer des Volkes. Durch Mose wirkte Gott viele Wunder zur Rettung des Volkes Israel. Durch Mose gab Gott dem Volk seine Gebote und Gesetze. Hätte Mose ohne Hilfe von oben auch nur die Hälfte dessen vollbringen können, wofür er vorgesehen war? Nein! Und Mose wandte sich immer an den Allerhöchsten um Rat und Hilfe in schwierigen Situationen. Und immer erhielt er Antwort. Nur einmal im Leben wollte Mose den Auftrag Gottes ein wenig ändern, es auf seine eigene Weise tun. Und was kam dabei heraus? Anstatt im Angesicht des Volkes einfach zu dem Felsen in der Wüste zu sagen: „Gib Wasser!“, wie Gott es befohlen hatte, schlug Mose effektvoll mit seinem Stock an den Felsen. Natürlich kam das Wasser reichlich, denn so wollte es Gott. Aber Mose und Aaron bezahlten ihre Eigenwilligkeit teuer. Gott sagte zu ihnen: „Ihr könnt dieses Volk nicht bis in das Land führen, das ich ihnen versprochen habe.“

Was also erfahren wir aus der Schrift über Mose, den Anführer der Israeliten? Der große Prophet und Gesetzgeber der Israeliten, der Führer des Volkes, bewahrt und auserwählt von Gott für seine Mission der Befreiung des Volkes aus der ägyptischen Gefangenschaft, traf häufig auf Unverständnis und sogar Widerstand bei seinen Landsleuten. Und auch das brachte ihn oftmals dazu, sich an den himmlischen Vater zu wenden. Auch heute haben wir gelesen, dass Mose sich bei Gott beschwert über die Schwierigkeiten bei der Führung des auserwählten Volkes, die Gott ihm auferlegt hatte. Nachdem er ihn angehört hatte, gab der Herr Mose den Rat, sich 70 Helfer aus den Ältesten und Aufsehern auszusuchen. Wir sehen, dass eben diesen 70 Männern, die Mose selbst ausgewählt hatte, der Herr seine „Salbung mit dem Heiligen Geist“ gibt, den er von Mose nimmt, welchem dieser Geist schon früher geschenkt worden war. Nachdem sie den Heiligen Geist empfangen hatten, begannen diese Siebzig „zu prophezeien, das heißt zu beten“. Allerdings hörten sie bald damit auf. Warum? Vielleicht waren sie zu stolz auf die von Gott empfangene Gabe und betrugen sich nicht würdig? Wir wissen es nicht. Aber das Wichtige in diesem Text: sie erhielten ihre neuen Eigenschaften durch den Heiligen Geist. In der Apostelgeschichte lesen wir auch über die Gabe der Prophetie und des Sprechens in fremden Sprachen, welche die Apostel Jesu erhielten, nachdem der Heilige Geist zu Pfingsten auf sie herabgekommen war.

Brüder und Schwestern! Durch das Sakrament der heiligen Taufe haben auch wir den Heiligen Geist erhalten und werden jetzt durch ihn in unserem christlichen Leben geleitet. Und in unseren Gebeten bitten wir immer Gott um Führung durch den Heiligen Geist für die Pastoren und die Mitglieder des Gemeinderates. Wir beten darum, dass wir mit Hilfe des Heiligen Geistes lernen und jenes Wissen erlangen, das uns der Himmlische Vater und sein Eingeborener Sohn zukommen lassen wollen, um uns auf den Weg der Wahrheit, den Weg der Demut zu bringen. Auch der Prophet Mose, der von Natur aus zu Zorn und Ungeduld neigte, änderte durch die göttliche Erziehung seinen Charakter so weit, dass man ihn „den demütigsten aller Menschen auf der Erde“ nannte. So wie er, liebe Brüder und Schwestern, wollen auch wir mit allen unseren guten Vorhaben und Taten nur Werkzeuge in der Hand des Allerhöchsten sein. Es ist interessant, dass uns durch das Leben Mose viele Eigenschaften gezeigt wurden, die den kommenden Herrn und Retter Jesus Christus auszeichneten. Nicht verschiedene Volksführer oder Propheten, sondern Jesus Christus ist der wahre Retter, Herr und Oberste seines Volkes, welches er in seinem Herzen trägt und als sein Fürsprecher vor dem Vater auftritt; welchem er hilft, es lehrt und ernährt das ganze Leben lang bis zum Eintritt in das himmlische Jerusalem. Und wenn Mose die Möglichkeit und das Glück hatte unmittelbar mit Gott zu sprechen, so haben auch wir die Möglichkeit, durch unseren Glauben und durch den Heiligen Geist mit dem Unsichtbaren in Verbindung zu treten. Und darum bitten wir inständig in unseren Gebeten: dass der Geist Gottes, der Heilige Geist, welcher zur Zeit des anfänglichen Chaos über den Wassern schwebte und später auf die Diener Gottes in Israel einwirkte; der Geist, welcher uneingeschränkt auf Jesus niederkam, der Geist des Trostes, der Geist der Wahrheit, welcher vom Vater ausgeht auf Bitte und im Namen des Sohnes; der Geist, welcher sich zu Pfingsten ausbreitete und auch heute noch die Gläubigen kennzeichnet, dass dieser Geist uns nicht verlasse!

Geliebte im Herrn, Brüder und Schwestern. Pfingsten, die Ausgießung des Heiligen Geistes, ist auch der Geburtstag unserer wahren Kirche. Und wenn er auch beim ersten Mal mit dem hebräischen Feiertag „Shavuot“ (dem Tag zum Lob der Offenbarungen der Thora an das israelische Volk, einem der wichtigsten Feiertage im Judentum) zusammen fiel, so ist er gleichzeitig Erntedank, der Feiertag des Dankes für die eingebrachte Getreideernte! Und das Auftreten der Apostel vor dem Volk in Jerusalem am Tag der Ausgießung des Heiligen Geistes war die erste Ernte der Verkündigung Christi. Deshalb sind wir Christen überzeugt, dass eben am fünfzigsten Tag nach Ostern und der Auferstehung Jesu der Heilige Geist offensichtlich und auf lange Zeit auf jene gelegt wurde, die an die Auferstehung Christi glaubten. Nicht nur auf die Jünger Jesu, sondern noch auf ungefähr dreitausend Seelen, die nach der Predigt Petrus‘ sich taufen ließen und sich der ersten christlichen Gemeinde unter der Führung der Jünger Jesu, der Apostel, anschlossen. Diese große christliche Kirche existiert nicht durch den Willen gewählter oder ernannter Bischöfe, nicht wegen der schönen Predigten einzelner Priester, nicht wegen des Reichtums und Glanzes von Kirchengebäuden und der Feierlichkeit von Zeremonien, sondern einzig und allein wegen unseres Glaubens, wegen des Heiligen Geistes und wegen Seines Heiligen Namens.

Der große russische Dichter Leo Tolstoj hat einmal ein Gleichnis über den Glauben erzählt:

„Auf einer Insel lebten drei ehrwürdige Greise. Von überall her kamen Leute zu ihnen, um mit ihnen zu sprechen und gemeinsam mit ihnen zu beten. Eines Tages entschloss sich der Bischof, der von ihnen gehört hatte, sie zu besuchen. Als sich das Schiff der Insel näherte, erwarteten ihn am Ufer drei armselige Figuren. „Man sagt“, begann der Bischof, „dass ihr Gott seht. Wie betet ihr zu ihm?“ Die drei sahen einander verwirrt an. „Wir beten einfach: wir sind drei und ihr seid drei. Sei uns gnädig!“ Der Bischof war entsetzt: „Und das ist alles? Wo ist das Vaterunser? Wo das Ave Maria? Wo ist der Rosenkranz? Und keinerlei Psalmen?“ … So eine Unwissenheit konnte er nicht gelten lassen, und er begann sie das „Vater unser“ zu lehren. Als alle drei es wiederholen konnten, verabschiedete er sich zufrieden von ihnen. Aber das Schiff hatte kaum die Insel verlassen, als der Bischof seinen Augen nicht traute: die drei Alten, einander an den Händen haltend, liefen ihm über das Wasser nach. Nach Luft schnappend riefen sie: „Verehrter Herr Bischof! Verzeihen Sie uns. Wir haben vergessen, wie es weitergeht nach ‚Geheiligt werde Dein Name‘?“ Der verblüffte Bischof fiel auf seine Knie, neigte die Stirn auf das Deck und sagte zu ihnen: „Betet weiterhin so wie früher. Gott hört euch.“ Erleichtert verneigten sich die drei und gingen beruhigt über das Wasser zurück auf ihre Insel.“. So einen Glauben hatten diese Leute, die möglicherweise wenig über kirchliche Ordnungen wussten. Sie glaubten an den Erlöser und an die heilige Dreifaltigkeit: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Und deshalb gehörten sie zur großen und wahren Kirche. Zur wahren, und nicht zu der heutzutage existierenden, mit der viele von uns es nicht selten in vielen Konfessionen zu tun haben.

Brüder und Schwestern! Viele von uns haben dieses Gefühl schon erlebt: dass einem schwer ums Herz ist, wenn man in die Kirche geht. Wir beten. Wir wenden uns an Gott, und immer wird uns leichter. So ging es einem jungen Mann: als das Leben gar nicht mehr auszuhalten war, ging er in die Kirche (vielleicht zum ersten Mal mit Bewusstsein). Gleich kam eine Frau gelaufen: „Du hast die Hände nicht richtig gefaltet“. Eine zweite kommt: „Du stehst nicht am richtigen Platz.“ Eine dritte brummt: „Nicht richtig angezogen“. Von hinten zupft jemand am Ärmel: „Du bekreuzigst dich nicht richtig und nicht an den richtigen Stellen“. Und eine „mitfühlende“ gibt den Rat: „Geh doch raus aus der Kirche, mein Lieber. Kauf dir am Stand ein Büchlein, wie man sich hier benimmt, und dann komm wieder herein!“ Der verwirrte junge Mann verließ die Kirche, setzte sich unweit davon auf eine Bank und begann verzweifelt zu weinen. Und plötzlich hörte er eine Stimme: „Warum weinst du, mein Kind?“ Der Mann hob sein Gesicht und sah – Christus! Er spricht: „Herr, sie lassen mich nicht in die Kirche!“ Jesus umarmte ihn und sagte: „Weine nicht, mich lassen sie auch schon lange nicht mehr hinein“!

Geliebte im Herrn! Ich bin überzeugt, dass wir trotz der Ereignisse, die mit unserer Gemeinde in der ELKER geschehen sind, immer noch der wahren christlichen Kirche angehören, der Versammlung aller Gläubigen und Heiligen. Dass wir den Glauben und die Regeln der Einfachheit und Reinheit der Verkündigung des Wortes Gottes und der Sakramente haben, die Jesus forderte. Wir sind dem Augsburger Bekenntnis treu (Artikel 7 und 8). Wir wollen nicht, wir können nicht und wir sollen nicht eine „Imitation der Kirche“ sein, einer Kirche, in der kein Platz für Jesus Christus ist. Schwierigkeiten ängstigen uns nicht. In der Nachfolge Christi bewältigen wir sie. Ich glaube, dass der Heilige Geist unserem Gemeinderat Wege aus der gegenwärtigen Situation zeigt. Ich glaube das und bete! Amen.


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